Gibt es Fälle, bei denen Sie explizit Immersion als gestalterisches Mittel für besonders geeignet oder riskant sehen?
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Jacob Vicari
TACTILE.NEWS
Besonders geeignet eigentlich in ganz vielen Fällen im lokalen. Also ich finde zum Beispiel Feinstaub, der Feinstaubmonitor der Stuttgarter Zeitung, den Sie gemacht haben, dass Leser:innen Feinstaubsensoren selbst gebaut haben und das Problem Feinstaub damit gemeinsam gelöst haben, in dem alle Feinstaubsensoren aufgehängt haben, den Feinstaub gemessen haben und dadurch dann auf einer Karte gesehen haben, wie ist der Feinstaub in Stuttgart. Das finde ich eigentlich das Idealmodell eines immersiven journalistischen Modells, das Leser:innen von Anfang an Teil dieser Geschichte werden, die Grundlagen der Datensammlung, der Recherche bilden und gleichzeitig eben auch am Ende davon profitieren. So also das ist natürlich sehr geeignet. Ob ich jetzt mitgenommen werden möchte in Krisensituationen, in den Krieg, immersive oder in bestimmte Drucksituation, das will ich bezweifeln, dass das so ist. Ich glaube, es gibt ja auch (…) die Faszination des Storytellings (…) Man sollte sich der Verantwortung bewusst sein, dass man Menschen mitnimmt, mitreißt und dass man sie da nicht allein lässt und was man mit Menschen macht, allein, dass man sie mitnimmt, das vergisst man manchmal als Journalist, dass verschiedene Menschen mit verschiedenen Erfahrungen sind, die man nicht einfach alle so mitreißen darf. Das wird einem immer wieder bewusst, dass man Menschen in eine solche Situation bringt. Wir haben mal eine Dialogmaschine gebaut, die Smalltalks über Familie geführt hat. Und wenn man Menschen sieht die mit dieser Maschine interagiert haben vielleicht, weil sie negative Erfahrungen mit ihrer Familie gemacht haben, sie abgelehnt wurden oder (…) wir hatten einen kleinen Jungen, der hatte gerade einen Todesfall in seiner Familie. Das kann man halt schlecht berücksichtigen vorher und weiß gar nicht, welchen Kontext die Menschen mitbringen und vergisst das vielleicht auch in der Entwicklung. Und es ist halt schon eine Verantwortung, die man hat. Also dass man Menschen nicht mitreißt irgendwo hin, sondern dass man sie auch so entlässt, dass sie wieder am Alltag teilnehmen können, ohne völlig verängstigt zu sein. Deswegen, denke ich, sollte das Risiko schon mitgedacht werden. Das Risiko liegt vielleicht auch oft woanders, als man so denkt, aber das heißt jetzt nicht, dass es bestimmte Themen oder Fälle völlig ausgeschlossen sind, sondern mehr so ob dieses Bewusstsein der eigenen Macht.
Matthias Leitner
BR audience:first Lab
Ja, es ist eine Frage, die kann ich tatsächlich so offen nicht beantworten. Ich habe auch das Gefühl, dass Schulgruppen sowieso (…) Also meine Erfahrung ist, du findest in jeder Demographie, in jedem Altersspektrum, in allem findest du Leute, die das super begeistert. Und es gibt, egal ob alt oder jung, immer Leute, die davor zurückschrecken oder die dann so einen technischen Gap, den sie nicht überwinden können. Das heißt, das ist auch was, das würde ich bei jedem neuen Projekt habe ich jetzt so gelernt, da kann ich mich auch gar nicht auf meine Vorerfahrungen verlassen, sonst müsste ich immer und immer wieder überprüfen, wie sehr dieses konkrete Thema, das ich mir vornehmen, ist es geeignet, das immersiv zu erzählen? Deswegen arbeiten wir dann auch mit Rapid Prototyping und ganz schnelle, schnelle erste Sitzungen, wohlwissend, dass diese oft ästhetisch oder auch von der Art und Weisen des Feature-Einsatzes überhaupt noch nicht adäquat ist, um an einem herauszufinden ist und das jetzt was für die Zielgruppe, die wir uns grad vornehmen. Ich meine, du hast immer die Early Adopter, diejenigen, die sich sofort jede neue Brille kaufen und das sind dann so, wenn du jetzt klassische Sinusmillieu nimmst, die Hedonisten und die Expeditiven, das ist eine Zielgruppe, bei denen ist es immer irgendwie ein Thema, aber auch mit Grenzen. Und ich habe aber auch andere Zielgruppen und andere Sinusmilieus oder andere Interessensmilieus gefunden, wo man erst mal denkt okay, schwierig aber auch das: wir verstehen jedes Projekt auch so ein bisschen als Ausbildungsprojekt, A mal als Forschungsprojekt und B aber auch als Projekt, um Zielgruppen quasi an neue Mediennutzung heranzuführen. Das heißt, wir wissen, dass es da einen Gap gibt, also wenn du dir jetzt München 72 angeschaut hast, wir wissen, dass das Anmeldeprinzip das Reinkommen in die technische Grundlage, die ist relativ exklusiv, das ist kein Inklusionsprojekt an der Stelle und das wissen wir, das kennen wir, wissen wir als Mangel und sagen wir haben das Projekt trotzdem gemacht, trotz dieser Abstriche an der Stelle, weil wir gesagt haben, wenn dann die Technik mal so weit ist, dass ich mich A schneller einloggen kann, um weniger diese Brüche zu haben und B Brillen so günstig sind, dass sie eben nicht nur eine bestimmte in der Gesellschaft sich leisten können, dann müssen wir so weit sein, dass wir beurteilen können, was können wir denn jetzt wirklich machen und wo sind unsere Grenzen? Deswegen gehen wir in einem relativ frühen Rahmen rein, wo die Zugangsschwelle zu vielleicht für manche Gruppen noch zu groß ist.
Kay Meseberg
ARTE
Immersion ist ja immer sozusagen das Ziel, ja, also die Idee, Menschen mitzunehmen mit der Geschichte. Ich bin jetzt kein großer Fan von Horrorfilmen, aber natürlich, deshalb gibt es ja doch noch Altersschutz bei manchen Inhalten. Gott sei Dank, weil das setzt ja da schon an, dass man halt auch sagt so, okay. Oder bei manchen Spielen. Also in jungen Jahren zu viel (…) zwei bis 3-jährige Kinder Kinderwagen mit einem Smartphone in der Hand zu sehen. Das tut schon eher so! Der Nuckelersatz. Da ist es auf jeden Fall hochriskant, weil gerade bis zum. 18. Lebensjahr ungefähr einfach mal noch eine viel größere Offenheit auch da ist in Bezug auf Medien und Bildschirm usw. Und das natürlich von vielen ausgenutzt wird. Und deshalb gibt es ja auch gerade viele Versuche, das irgendwo auf eine Art zu reglementieren und Age-Gating usw. Aber bei Themen, das sind die ganz klassischen, die da auch in diesen Jugend- und Altersschutz irgendwo reinfallen. Ich glaub aber, das war gerade neulich, es gibt ja diese europäische Regulierung, also unabhängiger Body, aber der tut es eigentlich ganz gut, Videospiele zu regulieren, PeGi. und die hatten gerade neulich einen Vortrag und da haben die erzählt, dass es eigentlich ganz also (…) das, was jetzt bei Kindern und so getan wird, okay, alles okay, Häkchen dran mit Detailfragen, die zu klären sind. Aber es gibt, glaube ich, ein extrem unterschätztes Feld, was sozusagen normal alte Menschen betrifft, bis hin zu älteren dann auch. Also gerade in der alternden Gesellschaft ist es sind zunehmendes Problem Wenn man acht Stunden am Tag Fernsehen guckt, war das nie gesund. Aber wenn man jetzt acht Stunden am Tag YouTube guckt, es ist auch nicht gesund. Das sieht man ja bei manchen Pegida oder sonst wo Protesten auch, wozu das dann führt. Also es gibt es geht gar nicht so sehr um spezifische Zielgruppen, also sicherlich, bei den Jüngeren hat man jetzt da viel gemacht und andere Länder sind da Vorreiter und machen da noch viel mehr als Deutschland. Aber da kann man sagen, dass da ist ein Bewusstsein da und da passiert was. Aber es gibt davon abgesehen sehr große Altersgruppen, Zielgruppen und die Mehrheit der Nutzenden sozusagen. Wo man noch nicht genug genau weiß, ab wann wird es problematisch, ab wann sollte man aufpassen, wie kann man darauf reagieren? Und in dem Bereich gibt es halt sehr spannende Arbeiten. Gerade also so gerade in Bezug auf digitale Screens und Gesundheit, Nachhaltigkeit. Wie kann Kunst (…) was kann man da von Kunst lernen, von klassischer Musik bis hin zu Malerei usw. Also da, das öffnet sich gerade so als Themen-, als Themenwelt und ich glaube, dass da auch noch einiges kommen wird, weil wir da in dem Bereich ganz am Anfang sind. Also wie gesagt, dass (…) es ist zu verführerisch jetzt auch für uns mit Smart-TV usw. anfängt. Da haben wir quasi mit den gerade mit den älteren Eine neue Zielgruppe, die nicht sehr technikaffin ist. Also musste neulich bei meiner Nachbarin ARTE installieren auf ihrem Gerät und Samsung plus runterschmeißen, weil es sie genervt hat und da kann man schon sehr viel Unrat antun, glaube ich. Also die Art und Weise, wie die Geräte funktionieren, was sie an Möglichkeiten haben. Aber auch vieles übernehmen um da optimale Nutzer:innen Ergebnisse aufzusetzen.
Lars Grabbe
Münster School of Design
Ja, das war jetzt quasi mein Beispiel, was ich gerade sagte. Also ich meine Immersion ist ja nur das Eintauchen und Immersion ist auch psychologisch gedacht. Also wenn man einen Roman liest, dann bin ich voll immersiv in dem Roman, und zwar auf einer psychologischen Art und Weise. Also Lombard und Ditton haben das in den Achtzigern schon gesagt. Die sogenannte psychological Immersion. Wenn ich jetzt aber mit einem Headmounted Display in einer VR-Anwendung oder in einem Cave Automatic Virtual Environment bin und mich dann tatsächlich auch durch einen Raum bewege, um Aufgaben und Tasks zu erfüllen, dann ist natürlich die psychologische Dynamik nicht die primäre, die die Immersion auslöst, sondern wenn es eine perceptual Immersion, also eine durch multimodale Reizadressierung ausgelöste Immersion. Und deswegen gilt hier eigentlich, was ich gerade sagte: Es gibt sehr, sehr gute Gründe, eher auf eine psychological Immersion Wert zu legen, nämlich eine psychologische Durchdringung des Sachverhalts, eine psychologische Durchdringung des Themas, die automatisch zu einer kognitiven Memorierung führt, also Erinnerungsleistung, die dann wiederum in der Folge Recognition ermöglicht. Also ich muss mich wieder erinnern können und das kann sehr, sehr sinnvoll sein. Und dann gibt es aber auch Punkte in der Wissenskommunikation, da ist die totale Immersion wichtig oder sinnvoll. Wenn ich über so eine perceptual Immersion gehe […] Also ein schönes Beispiel ist der Flugzeugsimulator. Ja, also wir könnten uns ein Handbuch über eine Boeing durchlesen, gemeinsam. Da steht alles drin, wie man ein Flugzeug (…) und ich bin mir ziemlich sicher, dass du und ich, wir kriegen das Flugzeug nicht in den Himmel, da bin ich mir ziemlich sicher. Das Buch. Obwohl es gut geschrieben sein mag, wird es, es wird uns nicht helfen. Wenn wir beide uns jetzt aber mal mit einem Jahr Auszeit bei Airbus einmieten und jeden Tag acht Stunden in den Flugzeugsimulator gehen. Das ist auch nur eine Wackelkiste. Es ist kein Flugzeug. Das ist ein Simulator. Der tut nur so als ob. Dann können wir garantiert nach einem Jahr den Airbus in die Luft bekommen. Und da sieht man eigentlich schon, worauf ich hinauswill. Also die Wissensverankerung, die Mobilisierung von realweltlicher Handlungswelt, also performativ zu sein: Ich muss selbst ein Handeln da sein. Dann bin ich natürlich stärker, immersiv mit dem medialen Content in Beziehung gesetzt. Das nur Lesen auf einer psychologischen Ebene hat irgendwann eine Barriere, an die es kommt und irgendwann keinen weiteren Wissenseffekt mehr hat. Zwangsläufig. Deswegen arbeitet man ja auch schon so, dass man in vielen Ausbildungssegmenten ich weiß zum Beispiel auch von den deutschen U-Boot Kommandantinnen und Kommandanten, die werden ja auch schon in VR Systemen mit ausgebildet oder Fallschirmspringer, die digitale Anwendung haben, wie das aussieht, wie man, wenn man aus einem Flugzeug springt. Also das wird als ergänzendes Tool eingesetzt und deswegen ist es auch hier wieder eine Frage: was will ich erreichen? Was ist der Wissensmehrwert? Oder ist es auch eine Handlungsdynamik, die ritualisiert im Grunde genommen Wissen auslösen soll? Und wenn ich in die Handlung, ins Doing gehen will, dann muss ich über das Papier hinausgehen. Dann brauche ich natürlich Felder der handlungswirksamen Interaktion und das kann nur Medientechnisch laufen, analog wie auch digital.
Jens Radü
Der Spiegel
Ja, Immersion kann ja durch viele verschiedene Mittel erzielt werden. Wir hatten damals festgestellt, dass man, wenn man eine Geschichte mit so einer Art Trailer, also 30 Sekunden Videotrailer die sozusagen Best of der Szenen eine Geschichte schon mal an dieser der einfach mal zeigt was erwartet mich in der Geschichte? Dass das zu einer höheren Immersion führt, dass man wirklich reingezogen wird in die Geschichte und unser Gründer Rudolf Augstein hat schon in den Sechzigern die Devise ausgegeben: Eine Spiegelgeschichte muss wie mit dem Lasso seine Leserinnen und Leser einfangen und sie in die Geschichte ziehen. Damit meinte er im Grunde Immersion sicherlich noch nicht der Videotrailer am Anfang von der Geschichte, aber das ist es eben auch. Man kann natürlich auch einen erzählerischen Sog erzeugen durch eine besonders eindrückliche Sprache, durch einen besonderen Gedanken. Auch ein Foto kann besonders massiv wirken. Und da komm ich jetzt so ein bisschen darauf hin, dass es bei allen Altersgruppen -also ich habe jetzt bei den Zielgruppen gerade vor allem an Alter gedacht, würde das aber auch auf Geschlecht zum Beispiel sublimieren- ich glaube, dass es ein wichtiges Kriterium ist, über alle Alters- und Geschlechts Gruppen hinweg. Immersion, das aber die Wahl des Mittels ein anderes sein kann. Das zum Beispiel Fotos je nach Medium bei einer anderen Zielgruppe besser wirken können als Texteinstiege. Wir haben ein relativ altes Publikum, wir versuchen, ein bisschen jünger zu werden. Das ist unter dem Namen Neo bei uns eine neue Strategie. Gerade heute Morgen hatten wir zwei Kolleginnen am Newsdesk, die aus Neo-Gesichtspunkten mit mir zusammen die Homepage gebaut haben, das war eine ganz tolle Erfahrung und da ist mir aufgefallen, dass die beiden sehr stark auf die Fotos geschaut haben und wir uns sehr, sehr viel Geschichten, die Fotos noch mal geändert haben. Deswegen würde ich jetzt allein aus dieser empirischen Betrachtung jetzt sehr kurz war und nicht vielen Teilnehmern deswegen repräsentativ. Aber Arbeitshypothesen: Der visuelle immersive Effekt durch Fotos hat wohl vor allem bei etwas jüngeren Frauen größeren Effekt, als wenn ich mich rein auf einen immersiven sprachlichen Gedanken fokussiere, der und das Wissen aus Zuschriften vielleicht doch eher bei Älteren gut funktionieren kann, die vielleicht auch eher aus einer anderen Tradition von Journalismus kommen und eher über den Text sozialisiert wurden. Also Immersion ja, für alle wichtig, vielleicht sogar mit das Wichtigste. Gerade im Konkurrenzkampf der Aufmerksamkeitsökonomie von digitalen Medien, digitalen Spielen und allem sonstigen Digitalen was es da Draußen gibt. Aber das Mittel der Wahl unterscheidet sich. Ist es ein spannungsgeladene Einstieg in Textform für die etwas Älteren? Ist es das starke emotionale Foto, so für die Generation der Millennials? Oder ist es für die Gen Z vielleicht dann doch eine Art TikTok Trailer, der noch mal andere Sinne anspricht? Ich glaube, da liegt auch noch sehr viel Stoff für Forschung.
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Immersion stellt scheinbar grundsätzlich erstmal nichts Optionales dar, sondern ist eine Grundvoraussetzung des digitalen Storytelling.
„Immersion ist ja immer sozusagen das Ziel, ja, also die Idee, Menschen mitzunehmen mit der Geschichte.“ (Kay Meseberg, persönliche Kommunikation, 06.12.2024)
„Also Immersion ja, für alle wichtig, vielleicht sogar mit das Wichtigste. Gerade im Konkurrenzkampf der Aufmerksamkeitsökonomie von digitalen Medien.“ (Dr. Jens Radü, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)
„…unser Gründer Rudolf Augstein hat schon in den Sechzigern die Devise ausgegeben: Eine Spiegelgeschichte muss wie mit dem Lasso seine Leserinnen und Leser einfangen und sie in die Geschichte ziehen. Damit meinte er im Grunde Immersion“ (Dr. Jens Radü, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)
GRABBE unterscheidet hierbei zwischen psychologischer Immersion und totaler Immersion hinsichtlich der Wahl in Abhängigkeit des Themas. So macht die Durchdringung eines Themas durch psychologische Immersion besonders dann Sinn bei Themen, die eine kognitive Verarbeitung durch Memorierung und Rekognition benötigen. Hier kann beispielsweise von mathematischen Formeln gesprochen werden. Totale Immersion wird durch die Ebene des Performativen ergänzt und scheint besonders dann sinnvoll, wenn die Rekognition das schier kognitive verlässt und das Sensorische betritt. Dann scheint die Involvierung des jeweils angesprochenen Sinnes als Immersionsmittel sinnvoll.
„Es gibt sehr, sehr gute Gründe, eher auf eine Psychological Immersion Wert zu legen, nämlich eine psychologische Durchdringung des Sachverhalts, eine psychologische Durchdringung des Themas, die automatisch zu einer kognitiven Memorierung führt, also Erinnerungsleistung, die dann wiederum in der Folge Recognition ermöglicht.“ (Prof. Dr. Lars C. Grabbe, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)
„…was will ich erreichen? Was ist der Wissensmehrwert? Oder ist es auch eine Handlungsdynamik, die ritualisiert im Grunde genommen Wissen auslösen soll? Und wenn ich in die Handlung, ins Doing gehen will, dann muss ich über das Papier hinausgehen.“ (Prof. Dr. Lars C. Grabbe, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)
„Und dann gibt es aber auch Punkte in der Wissenskommunikation, da ist die totale Immersion wichtig oder sinnvoll.“ (Prof. Dr. Lars C. Grabbe, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)
„Also die Wissensverankerung, die Mobilisierung von realweltlicher Handlungswelt, also performativ zu sein: Ich muss selbst ein Handeln da sein. Dann bin ich natürlich stärker, immersiv mit dem medialen Content in Beziehung gesetzt.“ (Prof. Dr. Lars C. Grabbe, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)
VICARI sieht Potenzial besonders in der Involvierung der Nutzer:innen in den gesamtheitlichen Produktionsprozess und die somit entstehende Immersion.
„Das finde ich eigentlich das Idealmodell eines immersiven journalistischen Modells, das Leser:innen von Anfang an Teil dieser Geschichte werden, die Grundlagen der Datensammlung, der Recherche bilden und gleichzeitig eben auch am Ende davon profitieren“ (Dr. Jacob Vicari, persönliche Kommunikation, 16.12.2024)
Außerdem weist VICARI hinsichtlich der Immersion daraufhin ein Bewusstsein über die damit verbundene Macht herzustellen. Also das Bewusstsein, dass Storyteller:innen ihr Publikum emotional mitreißen und sie bei möglicherweise intensiven Themen nicht ihrer eigenen Vulnerabilität auszusetzen.
„Man sollte sich der Verantwortung bewusst sein, dass man Menschen mitnimmt, mitreißt und dass man sie da nicht allein lässt Und was man mit Menschen macht, Allein, dass man sie mitnimmt, das vergisst man manchmal als Journalist, dass verschiedene Menschen mit verschiedenen Erfahrungen sind, die man nicht einfach alle so mitreißen darf.“ (Dr. Jacob Vicari, persönliche Kommunikation, 16.12.2024)
„Das Risiko liegt vielleicht auch oft woanders, als man so denkt, aber das heißt jetzt nicht, dass es bestimmte Themen oder Fälle völlig ausgeschlossen sind, sondern mehr so ob dieses Bewusstsein der eigenen Macht [existiert]“ (Dr. Jacob Vicari, persönliche Kommunikation, 16.12.2024)
Angesichts der Zielgruppe spricht RADÜ von einer Unterscheidung in der Bildung der Immersion besonders, wenn es um Einstiege in Geschichten geht in Abhängigkeit an die zugewandte Gruppe. Dabei hält er grundsätzlich kein Medium als schlichtweg unfähig, sondern unterscheidet zum Beispiel in Faktoren des Alters als Auswahlkriterium für das richtige Bindemittel.
„Man kann natürlich auch einen erzählerischen Sog erzeugen durch eine besonders eindrückliche Sprache, durch einen besonderen Gedanken. Auch ein Foto kann besonders massiv wirken.“ (Dr. Jens Radü, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)
„…also ich habe jetzt bei den Zielgruppen gerade vor allem an Alter gedacht, würde das aber auch auf Geschlecht zum Beispiel sublimieren- ich glaube, dass es ein wichtiges Kriterium ist, über alle Alters- und Geschlechts Gruppen hinweg. Immersion, das aber die Wahl des Mittels ein anderes sein kann. Das zum Beispiel Fotos je nach Medium bei einer anderen Zielgruppe besser wirken können als Texteinstiege.“ (Dr. Jens Radü, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)
„Aber das Mittel der Wahl unterscheidet sich. Ist es ein spannungsgeladener Einstieg in Textform für die etwas Älteren? Ist es das starke emotionale Foto, so für die Generation der Millennials? Oder ist es für die Gen Z vielleicht dann doch eine Art TikTok Trailer, der noch mal andere Sinne anspricht?“ (Dr. Jens Radü, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)
Ein wenig übergeordnet spricht MESEBERG von der möglichen Gefahr generellen Medienkonsums bei jungen aber besonders bei der Gruppe der erwachsenen Menschen. Auch dies ist somit als mögliches Spannungsfeld zu berücksichtigen und schlägt in eine ähnliche Kerbe des Bewusstseins wie sie zuvor durch VICARI geäußert wurde.
„…weil gerade bis zum. 18. Lebensjahr ungefähr einfach mal noch eine viel größere Offenheit auch da ist in Bezug auf Medien und Bildschirm usw. und das natürlich von vielen ausgenutzt wird.“ (Kay Meseberg, persönliche Kommunikation, 06.12.2024)
„…es gibt, glaube ich, ein extrem unterschätztes Feld, was sozusagen normal alte Menschen betrifft, bis hin zu älteren dann auch. Also gerade in der alternden Gesellschaft ist Es sind zunehmendes Problem Wenn man acht Stunden am Tag Fernsehen guckt, war das nie gesund. Aber wenn man jetzt acht Stunden am Tag YouTube guckt es ist auch nicht gesund.“ (Kay Meseberg, persönliche Kommunikation, 06.12.2024)
„Aber es gibt davon abgesehen sehr große Altersgruppen, Zielgruppen und die Mehrheit der Nutzenden sozusagen. Wo man noch nicht genug genau weiß, ab wann wird es problematisch, ab wann sollte man aufpassen, wie kann man darauf reagieren?“ (Kay Meseberg, persönliche Kommunikation, 06.12.2024)
Viele dieser Problemfelder – sowohl bei Themen, als auch Zielgruppen – scheinen erneut eine Lösung in der intensiven Auseinandersetzung im Rahmen des Produktionsprozesses zu finden.
„Deswegen arbeiten wir dann auch mit Rapid-Prototyping und ganz schnelle, schnelle erste Sitzungen, wohlwissend, dass diese oft ästhetisch oder auch von der Art und Weisen der der des Feature Einsatzes überhaupt noch nicht adäquat ist, um an einem herauszufinden ist und das jetzt was für die Zielgruppe, die wir uns grad vornehmen.“ (Matthias Leitner, persönliche Kommunikation, 11.12.2024)