Fragen:

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Auswertung

Verorten Sie bitte grafisch jeweils die ihrer Meinung nach zu erwartender Entwicklung des digitalen Storytellings auf den folgenden Spektren.

Jacob Vicari

TACTILE.NEWS

Also ich glaube, die zukünftige Entwicklung geht auf jeden Fall in Richtung Immersion. Allein dadurch, dass man sehr viel besser irgendwie was schaffen kann und also, dass die Geräte immer besser werden, dass die Technologie immer besser wird, dass man halt alle Sinne bedienen kann und dass man einen auch begleiten kann in Geschichten und auf den Kontext, in dem man gerade ist, vielleicht sogar reagieren kann. Und da erwarte ich sehr viel. Dass das Storytelling sehr immersiv wird, auch in Bereichen, die vielleicht noch gar nicht so auf dem Schirm haben. Ich glaube auch, dass es emotionaler wird. Also es ist ja rational, emotional. Ich weiß nicht, ob der Gegensatz passt. Natürlich wird es emotionaler, also durch die Netflixisierung so unseres Nutzungsverhaltens sind wir es gewohnt, dass in Geschichten immer emotionaler erzählt werden. Gleichzeitig haben wir natürlich auch die Möglichkeit, irgendwie jederzeit da Wissensdatenbanken anzuschaffen. Wenn ich eine emotionale Reportage lese und gleichzeitig per Knowledge-Base Begriffe erklären lassen kann sehr rational oder tiefer in Hintergründe steigen, kann, dann gibt es natürlich hier noch so eine rationale Komponente, aber ich glaube (…) das sollte nicht mehr egal sein (…) wenn das in der Mitte ist. Tendenziell emotionaler. Eigentlich auch komplexer also die Welt wird komplexer, Storytelling wird komplexer, es kann viel komplexere Dinge haben. So dinge die ich gesagt habe wie das Beispiel Knowledge Base so Formate wie die Post von der Washington Post oder „frag die Zeit“ von der Zeit. Also das ich selber Fragen stellen kann, die mir in den Sinn kommen und dann Antworten kriege. „Ist Olaf Scholz auf dem Abstieg?“ „Ja. Wahrscheinlich ist er auf dem Abstieg, hier sind drei Zeitartikel dazu.“ Dann wird es ja sehr, sehr komplex, und ich kann sehr tief eintauchen, auch wenn die Bedienung simpel ist. Aber ich glaube, es wird immer komplexer und es gibt da keine einfachen Wahrheiten mehr. Auch beide Seiten zu zeigen in Geschichten das wird immer wichtiger. Ich glaube, es wird individualisiert das Storytelling durch Personalisierung durch KI auf jeden Fall kommen wird. Was gleichzeitig aber jetzt nicht heißt, dass Dinge wie Crowdsourcing Wegfallen oder Co-Creation. Also so zusammen recherchieren, an Dingen oder auch zusammen Dinge auswählen. Das ist so immer noch kollektiv. Aber ich glaube, wenn es so die Konsumform meint, dann wird es sehr individualisiert und sicherlich auch eher zur aktiven Beschäftigung und da bin ich jetzt nicht ganz so. ich glaube, dass man gern auch vorgegebene Dinge guckt, aber ich glaube, es wird aktiver. Auf jeden Fall werden dadurch die Möglichkeiten viel einfacher Wird verschiedene Reaktionen des Nutzers abzufangen und zu behandeln, als es vorher war. Das Problem bei den interaktiven Geschichten ist eher, dass der Aufwand, sie zu bauen, sehr hoch war und dadurch die KI jetzt mit den Antworten und dem Nutzerverhalten umgehen kann und sie viel leichter darauf reagieren kann, ohne dass man jetzt zusätzlich viel manuell drehen und arbeiten muss, wird es glaube ich in den aktiven Bereich gehen, weil es durch die Integration viel einfacher geworden ist.

Matthias Leitner

BR audience:first Lab<

Mein persönlicher Medienkonsum geht eindeutig Richtung immersiv. Ja, ich würde mich als rationalen Menschen bezeichnen, aber mich holen natürlich emotionale Narrative ab und ich glaube nicht, dass sich das irgendwie im Storytelling ändern wird. Ja, komplex für manche ist ja schon die Mandolorian Serie komplex. So kollektiv oder individuell, das ist jetzt interessant. Das ist schlimm. Sogar wenn man drin ist, ist es so schwierig zu sagen Da kann ich mir nur in den Mittelpunkt setzen. aktiv oder passiv? Auch hier flüchte ich mich in die Mitte.

A: Dürfte ich noch mal eine Frage stellen, bei dem immersiv und distanziert, nach einer Begründung? Und auch generell gern kannst (…) gerne noch mal ein bisschen mehr drauf eingehen.

Jetzt ist es so ein Ding. Ja, eigentlich muss ich das gleich mit dem (…) weil auch Filme sind (…). Ich kann ja mit Immersion mehr oder weniger alles beschreiben, wo ich die Suspension of Disbelief so weit von mir weg drück, dass ich komplett drin auf geh. Das heißt, wenn ich eine Serie wegbinge, dann bin ich auch im immersiven Spektrum. Meine persönliche Sicht auf Immersion ist jetzt über die letzten Jahre schon Welten, in denen ich dann dermaßen aufgehoben bin, dass ich mich drin verordne und spür, das habe ich bei einem Film auf die Art und Weise nicht, weil ich ja durchaus distanziert bin. Und ich glaube schon, dass die Medien, und ich rezipier die auch bis heute gern irgendwie Film, TV-Serie, Podcast, sind für mich distanzierte Medien. Andere würden vielleicht sagen, dass es einen Immersionsgrad irgendwie erreicht. Was mich fasziniert sind Companies wie Punchdrunk. Leute, die wirklich immersives Theater machen. Da merke ich auch, dass ich vom Theater komme und das ist was, das wird immer mehr. Und da arbeiten ja auch bestimmte Brillen-Systeme darauf hin. Ich glaube aber jetzt nicht und jetzt ist auch wieder, definiere quasi zu erwarten/zukünftig, wenn ich jetzt nur so eine Nahfrist nehme und ich sage in 40 Jahren, weil dann kann ich mir alles ausdenken, das werd ich nicht mehr überprüfen können, dann vielleicht. Dann (…) Ja, doch, ich bleibe schon hier. Ich glaube, dass es ja auch im Buch (…) Ich lese in letzter Zeit wieder viele Bücher die sind ja auch per se erst mal immersiv. Aber es ist doch nicht das, wo ich mich so einbringen kann, dass ich dann mit einem Schauspieler in Kontakt trete oder ein Set Piece mir greif und klau, was ich nicht gemacht habe, das haben andere gemacht bei Punchdrunk. Das wäre wahrscheinlich so meine Begründung an der Stelle. Es ist eine Definitionsfrage.

Kay Meseberg

ARTE

Ja, immersiv auf jeden Fall. Also bei dem ersten würde ich auf jeden Fall in die richtige Richtung tendieren, weil distanziert ist ja quasi eher (…) Also je größer die Distanz ist, umso weniger ist es ja im Ergebnis verwertbar. Und desto weniger digital ist es also interaktiv. Emotional rational? Das ist jetzt schwer zu sagen, weil natürlich Fiktion immer auf Emotionen basiert und rational eher den News Bereich. Ja, also jemand wie Trump ist total emotional und jemand wie Putin ist er jetzt rational? Weiß nicht. Ich mach mal hier irgendwo in der Mitte einen Strich. Leider ist es hier eher simpel. Die großen Kontexte, ich meine, uns nutzen die ja. Also die Leute kommen dann wirklich zu uns, wenn sie Fragen haben. Aber wenn man sich die große Medienlandschaft anguckt, also ich sag jetzt also, ARD und ZDF machen ein super Job, in dem im Rahmen ihrer Möglichkeiten aber die Vereinfachungen und sozusagen im Einfachen die Welt zu erklären, das ist schon einfach eine sehr, sehr große Tendenz gerade leider. Individuell oder kollektiv, da ist beides also. Aber kollektiv ist halt weniger digital. Also ich stelle schon fest, dass viele sozusagen so kleine Mini Sabbaticals machen und sich non digital sich was erzählen lassen oder irgendwas erleben und genießen, mitte. Aktiv, passiv. Also ich glaube, die Menschen haben ja kein Verständnis dafür, dass nur weil sie zu Millionen und Milliarden YouTube gucken ist ja YouTube was (…) es ist ja so, wie Fernsehen ja auch von Milliarden genutzt wird. Und deshalb ist es ja so bedeutend. Also in der Masse, wenn man von Massenmedien spricht, dann natürlich eher passiv. Also wenn wir uns angucken, wie die Leute in schwarze Löcher auf TikTok fallen, wie sie nach zwei Stunden irgendwie: Hupps wo ist die Zeit hin? Also das ist passiv.

A: Und das ist die ihrer Meinung nach die zu erwartende Entwicklung?

Ja, wir reden jetzt über Massenmedien, also das geht jetzt nicht über kleine Projekte, die bei Filmfestivals gezeigt werden so. Die haben alle ihren Platz und die sind extrem wichtig und die entwickeln die Dinge weiter und nicht missverstehen. Aber (…) gerade, weil die Systeme ja sozusagen dieses Gefühl vermitteln, dass sie sozusagen passiv nutzbar sind und wenig Aufwand und so deshalb ist es ja auch so verführerisch sie zu nutzen.

Lars Grabbe

Münster School of Design

Natürlich wird das Storytelling, (…) das digitale Storytelling in den Bereich des Immersiven gehen, weil das habe ich ja gerade angedeutet, es geht ja um das Performative. Da Immersion eine Gradstufe ist und sie eben auch das Psychologische involviert und nicht nur das Technische, habe ich jetzt den Fall nicht ganz links hin gemacht, weil es immer Rückbezüge geben wird auf irgendeine Form von Analogizität. Aber warum sollte ein Storytelling Distanzen aufbauen? Also da finde ich auch den Begriff des Distanzierten. Es ist nicht der richtige Konterbegriff zur Immersion. Naja, man müsste eigentlich das aufbauen, das perceptual Immersion auf der sensorischen Seite und psychological Immersion auf der anderen, also mit dem Begriff der Distanzierung (…) Also dieses Distanzierungswort hier finde ich theoretisch schon falsch angewendet. Sorry, no offense. Aber das würde ich verändern, also das würde ich in der Hausarbeit anmarkieren, sozusagen. Ja, dann natürlich emotional auf der einen Seite und rational auf der anderen Seite. Also das Rationale, sagen wir es jetzt mal so, ist eine Form des Emotionalen. Ich würde auf die andere Seite des Emotionalen also wirklich das nicht-Emotionale, also das Neutrale eigentlich bewerten. Weil wenn ich jetzt rational einordne: Wow, da ist ein Flugzeug abgestürzt sozusagen, dann habe ich ja trotzdem auch so einen emotionalen Nicht-Effekt, der aber auf der Basis des Emotionalen auftaucht. Deswegen würde ich eher sagen, es wäre schon so ein bisschen die Mitte, weil Digitales Storytelling muss in der Lage sein, zwischen rationaler Kommunikation und emotionaler Kommunikation hin- und herschwenken zu können. Es sei denn, man bewertet das jetzt als Werkzeug des Marvel Cinematic Universe und will halt nur Comic Communication machen. Aber wenn man in die Dokumentarästhetiken geht, muss das Rationale mit vermittelt werden können. Ja, simpel oder komplex. Das ist natürlich jetzt die Frage, wie man das bewertet. Also es gibt Storytelling-Anwendungen, die komplex sind. Als Beispiel aus dem Design in der Wissenschaftskommunikation, in der Wissenschaftsillustration. Wenn man sich mit VR Anwendungen auseinandersetzt, die sich mit der Doppelhelix als Modell beschäftigen, dann sind das sehr, sehr komplexe (…) So sag ich jetzt mal physikalisch chemisch biologische Elemente, die da drin sind. Und naja, simpel macht natürlich Sinn, wenn es ein Storytelling ist, das eine reine Form der Moral von der Geschicht vermitteln möchte: Tue das nicht, weil das ist nicht gut, tue das, das ist gut. Ja, dann muss es wieder simpel sein. Also wenn du das so meinst die zukünftige Entwicklung muss auch beides bedienen können. Ja, also das in beide Richtungen gehen. Digitales dorthin, individuell und kollektiv, Ja. also es ist wieder die Mitte. Also ich weiß nicht, ob du dir jetzt mit diesem Thema so viel Erkenntnismehrwert herausziehst. Aber Kollektiverfahrung im Digitalen, also Massive Multiplayer Online Roleplaying Games als Beispiel oder in App-Kommunikation in Chaträumen, in Foren usw. Da geht es ja um eine Massenkollektivkommunikation und die muss im digitalen Storytelling ermöglicht werden können. Auf der anderen Seite natürlich individuell, Wenn die Streamer zu Hause sind, auf dem Sofa und den Film gucken, was interessieren mich dann die anderen? Dann will ich den Film jetzt gucken und da ist das natürlich super, wenn das digitale Storytelling für mich auch ganz individuell rezipierbar wird. Ja, und aktiv und passiv. Ich glaube, passiv kann ein digitales Storytelling nicht sein, weil es Interaktivität erfordert, also performativ sein muss. Deswegen, glaube ich, geht es hier einzig und allein um sozusagen die Aktivierung dahinter. Also so würde ich das jetzt einordnen.

Jens Radü

Der Spiegel

(…) Also wenn jetzt hier so die Mitte ist, würde ich sagen, wir sind hier zum Beispiel eher links der Mitte, nicht so weit dazu ich habe ja gesagt, dass es eigentlich Bindung von beiden sein muss. Wobei rational jetzt nicht unbedingt bedeuten muss, dass die Infos falsch sind, wenn sie emotional sind. Das habe ich ja vorhin versucht anzudeuten. Ich glaube nur, dass wir bei den Geschichten diese Seite eher ein bisschen negieren und gerade im schnellen Nachrichtenjournalismus eher denken, dass Rationalität Trumpf ist und deshalb habe ich es ein bisschen weiter hier links postiert, weil ich glaube, die Entwicklung wird eher dorthin gehen. Ich glaube, dass es wichtig ist. Dass es hierhin geht. Was nicht bedeutet, dass die Wirklichkeit simpel ist. Natürlich ist sie es nicht. Aber ich glaube, die größte Herausforderung des Journalismus ist immer, Komplexitätsreduktion in der Form zu betreiben. Selbst wenn die Wirklichkeit komplex ist, muss der Journalismus das ist nun mal die Aufgabe einen Weg finden, es so zu erklären, dass man es versteht, ohne Vorwissen. Und das mag für den Wissenschaftler unmöglich sein. Klar, ein Wissenschaftler denkt aus ganz vielen verschiedenen Ebenen mit, aber der Journalist hat eben als gesellschaftliche Aufgabe, Dinge zu erklären und deswegen glaube ich, das muss noch mehr gestärkt werden. Bei dem individuell und kollektiv glaube ich auch, dass es eher in die Richtung gehen wird. Wir haben über die Personalisierung gesprochen mit all den Gefahren. Trotzdem liegt die Chance darin, die, wie ich das sehe Die erscheint mir doch noch größer als die Gefahr. Und ich glaube auch, dass ich bei dem aktiv, obwohl ich von der Interaktivität ja in vielen Fällen abrate, um Leute nicht zu verlieren, wird es doch immer eine aktive Entscheidung ja zumindest sein: Lese ich jetzt weiter Ja oder nein? Und diese aktive Entscheidung muss natürlich auch im besten Falle getriggert werden. Und eine gute Geschichte wird auch das von den Leserinnen und Lesern erwarten und die kitzeln müssen, um das hervorzurufen. Und deswegen bin ich jetzt ziemlich weit, weit links.

Immersiv - Distanziert

Hierbei gibt es eine starke Tendenz Richtung Immersion, welche besonders mit der grundsätzlichen Voraussetzung der Immersion als omnipräsentes Mittel des digitalen Storytellings begründet wird. Dabei ist anzumerken, dass Immersion eine direkte Verknüpfung mit Digitalität und Interaktivität erfährt. Als Gegenentwurf äußert LEITNER eine tendenziell distanzierte Perspektive, die er allerdings damit begründet, dass es für ihn persönlich nur eine ausgewählte Medienbandbreite eine tatsächliche Immersion schafft und spricht in diesen Kontexten eher von Welten. Es ist außerdem aufzuführen, dass Distanz als Kontra zur Immersion möglicherweise ungeeignet scheint.

„Also je größer die Distanz ist, umso weniger ist es ja im Ergebnis verwertbar. Und desto weniger digital ist es also interaktiv.“ (Kay Meseberg, persönliche Kommunikation, 06.12.2024)

„…das digitale Storytelling in den Bereich des Immersiven gehen, weil das habe ich ja gerade angedeutet, es geht ja um das Performative.“ (Prof. Dr. Lars C. Grabbe, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)

„Naja, man müsste eigentlich das aufbauen, das Perceptual Immersion auf der sensorischen Seite und Psychological Immersion auf der anderen.“ (Prof. Dr. Lars C. Grabbe, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)

„Das heißt wenn ich eine Serie wegbinge, dann bin ich auch im immersiven Spektrum. Meine persönliche Sicht auf Immersion ist jetzt über die letzten Jahre schon Welten, in denen ich dann dermaßen aufgehoben bin, dass ich mich drin ordnen spür, bevor ich bei einem Film auf die Art und Weise nicht, weil ich ja durchaus distanziert bin.“ (Matthias Leitner, persönliche Kommunikation, 11.12.2024)

Emotional-Rational

Hinsichtlich der in FRAGE 7 ermittelten Ergebnisse resultiert hier eine eher ausgewogene Betrachtung der beiden Faktoren, mit einer leichten Tendenz zum Emotionalen. Hier bestätigt sich das Kernkriterium, die beiden Bereiche von Information und Emotionen nicht nur ausgeglichen zu betrachten, sondern zwischen diesen auch fließend wechseln zu können und sie zu vereinen.

„…, weil Digitales Storytelling muss in der Lage sein, zwischen rationaler Kommunikation und emotionaler Kommunikation hin- und herschwenken zu können.“ (Prof. Dr. Lars C. Grabbe, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)

„Wobei rational jetzt nicht unbedingt bedeuten muss, dass die Infos falsch sind, wenn sie emotional sind.“ (Dr. Jens Radü, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)

„Gleichzeitig haben wir natürlich auch die Möglichkeit, irgendwie jederzeit Da Wissensdatenbanken anzuschaffen. Wenn ich eine emotionale Reportage lese und gleichzeitig per Knowledge-Base Begriffe erklären lassen kann sehr rational oder tiefer in Hintergründe steigen, kann, dann gibt es natürlich hier noch so eine rationale Komponente.“ (Dr. Jacob Vicari, persönliche Kommunikation, 16.12.2024)

„…also durch die Netflixisierung so unseres Nutzungsverhaltens sind wir es gewohnt, dass Geschichten immer emotionaler erzählt werden.“ (Prof. Dr. Lars C. Grabbe, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)

Simpel – Komplex

In diesem Spannungsfeld gibt es eine Tendenz zum Simplen. Hierbei wird die weiterhin kuratorische Rolle des journalistischen Arbeitsfeldes betont, komplexe Zusammenhänge zu durchdringen und diese dem Publikum in aufnehmbaren Portionen darbieten zu können. VICARI spricht bei diesem Spektrum die steigende Komplexität weltlicher Zusammenhänge an und entgegnet der Tendenz eine starke Ausrichtung zur Komplexität, die sich dadurch zwangsläufig ergebe. In diesem Kontext spricht er die Multivokalität als mögliche Chance an, also mehrere Perspektiven zugänglich zu machen. GRABBE spricht von einer Ausgewogenheit die er besonders auf Basis des variablen Inhalts zugrunde legt.

„…aber die Vereinfachungen und sozusagen im Einfachen die Welt zu erklären, das ist schon einfach eine sehr, sehr große Tendenz gerade.“ (Kay Meseberg, persönliche Kommunikation, 06.12.2024)

„Was nicht bedeutet, dass die Wirklichkeit simpel ist. Natürlich ist sie es nicht. Aber ich glaube, die größte Herausforderung des Journalismus ist immer, Komplexitätsreduktion in der Form zu betreiben. Selbst wenn die Wirklichkeit komplex ist, muss der Journalismus das ist nun mal die Aufgabe einen Weg finden, es so zu erklären, dass man es versteht, ohne Vorwissen.“ (Dr. Jens Radü, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)

„…eigentlich auch komplexer also die Welt wird komplexer, Storytelling wird komplexer.“ (Dr. Jacob Vicari, persönliche Kommunikation, 16.12.2024)

„Aber ich glaube, es wird immer komplexer und es gibt da keine einfachen Wahrheiten mehr. Auch beide Seiten zu zeigen in Geschichten, das wird immer wichtiger.“ (Dr. Jacob Vicari, persönliche Kommunikation, 16.12.2024)

„Also es gibt Storytelling-Anwendungen, die komplex sind. Als Beispiel aus dem Design in der Wissenschaftskommunikation, in der Wissenschaftsillustration…“ (Prof. Dr. Lars C. Grabbe, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)

„Und naja, simpel macht natürlich Sinn, wenn es ein Storytelling ist, das eine reine Form der Moral von der Geschicht vermitteln möchte: Tue das nicht, weil das ist nicht gut, tue das, das ist gut. Ja, dann muss es wieder simpel sein.“ (Prof. Dr. Lars C. Grabbe, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)

Individuell - Kolllektiv

Besonders im Rahmen der in FRAGE 4 erörterten Möglichkeit des Filterns und dem Zurechtschneiden angepasster Inhalte durch algorithmische Verfahren gibt es eine leichte Tendenz zur individuellen Seite. Auch über den Wunsch ständiger Zugänglichkeit jeglicher Medien für das Individuum. VICARI definiert die Individualisierung als eine Konsequenz der Integration von künstlicher Intelligenz in den erzählerischen Arbeitsprozess. Darüber hinaus siedelt sich allerdings der Schwerpunkt der Meinungen in der Mitte an. Dies wird als Ausgleich zu den Filtern mit der Kollektivierung von Kommunikation zwischen Produzierenden, Konsumierenden und jeweils untereinander begründet. Darüber hinaus spricht MESEBERG von einer leicht wahrgenommen Tendenz einer Rückbesinnung zu weniger digitalen, kollektiven Storytelling-Momenten.

„Wir haben über die Personalisierung gesprochen mit all den Gefahren. Trotzdem liegt die Chance darin, wie ich das sehe, die erscheint mir doch noch größer als die Gefahr.“ (Dr. Jens Radü, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)

„Ich glaube, es wird individualisiert das Storytelling durch Personalisierung durch KI auf jeden Fall kommen wird“ (Dr. Jacob Vicari, persönliche Kommunikation, 16.12.2024)

„…was gleichzeitig aber jetzt nicht heißt, dass Dinge wie Crowdsourcing Wegfallen oder Co-Creation. Also so zusammen recherchieren, an Dingen oder auch zusammen Dinge auswählen. Das ist so immer noch kollektiv.“ (Dr. Jacob Vicari, persönliche Kommunikation, 16.12.2024)

„Da geht es ja um eine Massenkollektivkommunikation und die muss im digitalen Storytelling ermöglicht werden können. Auf der anderen Seite natürlich individuell, Wenn die Streamer zu Hause sind, auf dem Sofa und den Film gucken, was interessieren mich dann die anderen? Dann will ich den Film jetzt gucken und da ist das natürlich super, wenn das digitale Storytelling für mich auch ganz individuell rezipierbar wird.“ (Prof. Dr. Lars C. Grabbe, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)

„Individuell oder kollektiv Da ist beides also (…) aber kollektiv ist halt weniger digital.“ (Kay Meseberg, persönliche Kommunikation, 06.12.2024)

Aktiv – Passiv

Auch hier gibt es eine eher ausgeglichene Ausrichtung mit einer Tendenz hin zum Aktiven. Aktivität wird dabei ebenso erst einmal grundsätzlich für die Basis des digitalen Storytellings vorausgesetzt. Dabei wird diese bereits in der Auswahl von Medien und Beiträgen getriggert, weitergehend auch konkreter in der Involvierung der Nutzer:innenrezeption. Im Rahmen von massenmedialen Formaten und Phänomenen wie beispielsweise Social Media Feeds kann allerdings nicht gänzlich das Ableben der Passivität diagnostiziert werden. Auch VICARI spricht eine bleibende passive Bindung an mediale Formate an.

„Ich glaube, passiv kann ein digitales Storytelling nicht sein, weil es Interaktivität erfordert, also performativ sein muss. Deswegen, glaube ich, geht es hier einzig und allein um sozusagen die Aktivierung dahinter.“ (Prof. Dr. Lars C. Grabbe, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)

„…obwohl ich von der Interaktivität ja in vielen Fällen abrate, um Leute nicht zu verlieren, wird es doch immer eine aktive Entscheidung ja zumindest sein: Lese ich jetzt weiter Ja oder nein? Und diese aktive Entscheidung muss natürlich auch im besten Falle getriggert werden.“ (Dr. Jens Radü, persönliche Kommunikation, 17.12.2024)

„…ich glaube, dass man gern auch vorgegebene Dinge guckt, aber ich glaube, es wird aktiver auf jeden Fall werden, da es durch die Möglichkeiten viel einfacher wird verschiedene Reaktionen des Nutzers abzufangen und zu behandeln, als es vorher war.“ (Dr. Jacob Vicari, persönliche Kommunikation, 16.12.2024)

„Also in der Masse, wenn man von Massenmedien spricht, dann natürlich eher passiv. Also wenn ich mir angucke, wie die Leute in schwarze Löcher auf TikTok fallen, wie sie nach zwei Stunden irgendwie: Hupps wo ist die Zeit hin? Also das ist passiv.“ (Kay Meseberg, persönliche Kommunikation, 06.12.2024)

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